Schützenschwegler

Eines der ältesten und urtümlichsten Instrumente ist die Schwegelpfeife. Diese einfache hölzerne Querflöte, die bereits Alexander der Große auf seinen Feldzügen schätzte, ist seit dem 12. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum nachweisbar. Sie hat sich im Alpenland, besonders im Salzkammergut, aber auch in Tirol bis heute in der Überlieferung erhalten. Der Klang ist schrill und durchdringend, daher mit Begleitung einer Rührtrommel für die Tanzmusik und Marschmusik besonders geeignet.
Schwegel und Trommeln waren auch die Instrumente der Landsknechte, die sie in das Feld begleiteten und das Lagerleben erheiterten. Wie beliebt die Schwegel noch vor 200 Jahren war, zeigen zahlreiche Bilder aus der Zeit um 1800. Der Maler Placidius Altmutter (1780 – 1820), Zeitgenosse und Porträtist von Andreas Hofer, hat das Tiroler Volk in seinen Lebensäußerungen genau beobachtet. Seine Wandbilder zeigen ländliche Tanzszenen im Wirtshausanger, auch einen Hochzeitszug, bei denen Schwegelpfeifen gemeinsam mit Geige, Hackbrett und Bassgeige erklingen.
Auch die Schützen, angeführt von Schweglern und Trommlern vor der Schützenfahne, marschierten zu Ihren Klängen, so auch beim Landsturm im Jahre 1809. Ebenso hatte die Schwegel am Schießstand ihren Platz. So sind uns Schießstandmelodien überliefert, die bei Festschießen von einem Schwegler und einem Trommler aufgespielt wurden und zu der der „Zieler“ mit seinem Tanz den Treffer anzeigte.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Schwegel in Tirol überall viel gespielt. Reiseberichte des bayrischen „Pfadfinders“ Ludwig Steub schildern eindrucksvoll, wie die Tiroler Schützen auch zu festlichen Anlässen, Prozessionen oder Empfängen mit ihren Schwegeln aufgespielt haben. Erst das Aufkommen der sogenannten „türkischen Musik“, wie die Blechmusiken genannt wurden, verdrängte die alte Marschmusik immer mehr. Nur die Schützen bewahrten die Tradition ihrer Musik aber länger und so wurde ihre Kenntnisse bis in die Gegenwart herübergerettet.
Die Schützenkompanie Telfs hat sich dieser alten Tradition angenommen.
Im Sommer 1982 entstand in den Reihen der Schützenkompanie Telfs die Idee, Trommler auszubilden und Trommeln anzuschaffen, um bei Abwesenheit einer Musikkapelle im geordneten Schritt marschieren zu können. Man vergaß aber auch nicht auf die weiter zurück reichende Tatsache, dass zu den Trommlern auch meistens Pfeifer gehörten, was durch zahlreiche Bilder aus der Zeit der Freiheitskriege und noch früher auf einem Bild des Skapulier-Jubiläums-Umgangs in Telfs von 1772 belegt ist. Dort werden die Schützen mit Trommeln und Pfeifen begleitet. Die darauf abgebildete Fahne ist noch heute im Besitz der Schützenkompanie Telfs. Besonders die Bilder des Andreas Hofers Zeitgenossen Placidus Altmutter, zeigen Schützen mit Trommeln und Pfeifen. Zu dieser Zeit war dies die übliche Marschmusik.
So begann eine kleine Schar von 6 Schweglern und 2 Trommlern mit dem Schuljahr 1982/83 den Unterricht. Die Trommler wurden von Herrn Krenn in der Musikschule Telfs unterrichtet, die Schwegler von Peter Reitmeir.
Die Trommeln wurden von Bgm. Helmut Kopp gestiftet, die Schwegelpfeifen beim „Schwegelvater“ Hausa Schmiedl in Treffen bei Villach gekauft. Zu ihm hatten wir noch viele Jahre ein freundschaftliches Verhältnis. Wir haben ihn auch mehrfach besucht.
Der Unterricht ging zügig voran, sodass bereits zum Sebastianitag (20. Jänner) 1983 vor den Schützenkameraden eine kleine Kostprobe gegeben werden konnte und am 12.2.1983 beim „Tiroler Ball“ in Wien der 1. öffentliche Auftritt stattfinden konnte.
Seither hat es zahlreiche Auftritte bei Schützenfesten, Kompanieversammlungen, Volksmusikveranstaltungen aber auch bei offiziellen Anlässen der Marktgemeinde Telfs gegeben. Auch beim „Tiroler Zapfenstreich“ von Florian Pedarnig haben wir wiederholt mitgewirkt. Bei den großen Landesfestzügen 1984 und 2009 waren wir auch dabei.
Aber auch bei „kleineren“ Ausrückungen ist es uns immer wieder eine Ehre, diese musikalisch zu umrahmen.